Das „Industrial Internet of Things“ macht Service zum Geschäftsmodell

Wenn die Maschinen im Internet der Dinge miteinander vernetzt sind, kann mit den gewonnenen Daten ein lukratives Servicegeschäft aufgebaut werden. Pioniere wie GE oder RollsRoyce zeigen, wie es geht. Besonders interessant ist die Rolle des IOT-Plattformanbieters.

Für die meisten Unternehmen in Deutschland ist das „Industrial Internet of Things“ noch eine Vision, mit der sie bisher noch nicht viel anfangen können. Die zunehmende Vernetzung von intelligenten, internetfähigen Produkten und daraus gewonnenen Datenerkenntnissen soll zwar zu erheblichen Produktivitätszuwächsen sorgen, aber noch sind die konkrete Umsetzung der Vernetzung ebenso unklar wie die konkreten Geschäftsmodelle.

Die Analyse erster (erfolgreicher) Einsatzgebiete in der Logistik und dem Maschinenbau zeigen, dass IOT-Projekte die EBIT-Margen in Hardwareprojekten verdoppeln und im Service um bis zu 50 Prozent erhöhen können (aber natürlich nicht müssen), wie eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Goetzpartners ergeben hat. Die Berater haben dafür erfolgreiche IOT-Projekte in Unternehmen wie General Electric, Michelin, Rolls-Royce, Tesla und JoyGlobal analysiert.

General Electric (GE) hat seit 2011 ein eigenes IoT-Ökosystem rund um seine “Predix-Plattform” geschaffen. Das ist eine Big Data Middleware, die eine Vernetzung von intelligenten Maschinen, Daten und Mitarbeitern herstellt. GE konnte seine IoT-Umsätze von 0,3 Mrd. im Jahr 2013 auf 1,1 Mrd. Dollar im Jahr 2014 steigern. 2017 wird ein Umsatzvolumen von 4–5 Mrd. Dollar erwartet.

Rolls-Royce nutzt seinen Service “Engine Health Management”, um den aktuellen Zustand verkaufter Triebwerke über eingebaute Sensoren in Echtzeit zu ermitteln. Ein Datenkontrollzentrum wertet alle Informationen aus und trifft Vorhersagen über Funktionsstörungen und vorausschauende Wartungsnotwendigkeiten, die an Vor-Ort-Serviceeinheiten übermittelt werden. Das “Engine as a Service“-Geschäftsmodell hat zu einer deutlichen Steigerung langfristiger Serviceverträge beigetragen. Der Anteil verkaufter Turbinen mit langfristigen Serviceverträgen stieg von 45 Prozent (2004) auf 75 Prozent (2013).

Michelin nutzt die Daten aus Sensoren in Lkws, um gleich zwei neue Geschäftsmodelle umzusetzen: Michelin bietet Logistikern eine verbrauchsbasierte Bezahlung für Reifen auf Basis gefahrener Kilometer an. Zusätzlicher Service: Fahrer erhalten Empfehlungen zu einer Anpassung des Fahrverhaltens zur Senkung des Spritverbrauchs auf Basis von “Fuel Analytics”, das mit Telemetriedaten gespeist werden. Im Gegenzug bindet sich der Kunde für 4 Jahre an Michelin.

JoyGlobal hat seine Bergbaumaschinen mit Sensoren ausgestattet. Das eröffnet in einem ersten Schritt die Möglichkeit, notwendige Wartungsarbeiten frühzeitig zu erkennen. Aber die Datenanalyse kann mehr: Die einzelnen Maschienen agieren nicht mehr unabhängig voneinander, sondern sich miteinander zu einem System vernetzt, was Fördermengen und Sicherheit erhöht hat.

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Das Internet of Things führt also weniger zu gesteigerten Hardwaregeschäften als vielmehr zu einem Ausbau des Servicegeschäfts und damit zu wiederkehrenden Erlösen. Dieses Servicegeschäft kann zunächst das Kernprodukt ergänzen, in einem nächsten Schritt dann sogar zu einem eigenständigen Geschäftszweig werden, wenn es als Plattform für den Rest der Industrie werden soll. Die folgende Abbildung zeigt nur einige prominente Unternehmen, die gerade versuchen, sich als Plattformanbieter für das Internet der Dinge zu etablieren. SAP/Jasper, Oracle, GE, IBM, Bosch und Microsoft wollen sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten als Zentralinstanz für das Industrial Internet of Things etablieren. Auf der Kosumentenseite stehen Apple, Google (Nest), Intel, Qualcomm, Samsung, Microsoft und jüngst auch Amazon in den Startlöchern, um ihre Position im Consumer-Internet auf das Consumer Internet of Things auszudehnen. Noch ist nichts entschieden, aber die Bemühungen der Anbieter sind sichtbar.

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