Check24: Mit Vollgas Richtung Reisen, Banken und Versicherungen

Check24 ist mit dem Online-Vertrieb von Auto-Versicherungen gestartet. Nun will der Chef Henrich Blase massiv in den Vertrieb von Lebens- und Krankenversicherungen einsteigen. Viel Geld investiert er auch in den Online-Reisemarkt und kann sich auch vorstellen, Teile von Unister zu kaufen. Auch das Bankgeschäft ist für ihn interessant. Im Internet tobt eine Marketingschlacht. Alt gegen […]

Check24 ist mit dem Online-Vertrieb von Auto-Versicherungen gestartet. Nun will der Chef Henrich Blase massiv in den Vertrieb von Lebens- und Krankenversicherungen einsteigen. Viel Geld investiert er auch in den Online-Reisemarkt und kann sich auch vorstellen, Teile von Unister zu kaufen. Auch das Bankgeschäft ist für ihn interessant.

Im Internet tobt eine Marketingschlacht. Alt gegen neu, offline gegen online. Selbst die traditionellen Unternehmen investieren ernsthaft ins Internet, seitdem ihnen die Onliner immer mehr Kunden abnehmen. Einer der erfolgreichsten Kundenjäger aus dem Netz heißt Henrich Blase und ist der Chef von Check24, Deutschlands größtem Vergleichsportal. Blase vermittelt Versicherungen, Bankkredite, Handy-Verträge, Stromtarife, Reisen oder Mietwagen, die zusammen fünf Milliarden Euro im Jahr wert sind. Was ihn für die etablierten Firmen so gefährlich macht ist seine Strategie, die er sich beim Amazon-Gründer Jeff Bezos abgeschaut hat. Jeder verdiente Euro wird fast vollständig in neue Wachstumsfelder investiert. Das bringt ihm zwar nur bescheidene Gewinne, aber jedes Jahr 30 Prozent mehr Umsatz aus den Vermittlungsprovisionen. 208 Millionen Euro waren es im vergangenen Geschäftsjahr; in diesem Jahr könnten es schon etwa 270 Millionen Euro werden.

Angefangen hat er mit KFZ-Versicherungen, wovon er inzwischen 750000 im Jahr vermittelt. Das hat ihn zum klaren Marktführer gemacht, der den Versicherern die Konditionen diktieren kann. Widerstand blieb da nicht aus. „HUK Coburg, Talanx und die Württembergische Gemeindeversicherung wollten Transparo als „Anti-Check-Allianz“ aufbauen, um das Preisdiktat von Check24 zu durchbrechen“, berichtet ein Branchenkenner. Dieser Versuch ist allerdings krachend gescheitert, weil die Nutzer den drei Versicherern nicht abgekauft haben, wirklich unabhängig den besten Tarif zu zeigen. Im Frühjahr musste Transparo an den Check24-Konkurrenten Verivox abgegeben werden. Bei Check24 sind die drei Rebellen allerdings weiterhin nicht vertreten.

Massive Investition in Lebens- und Krankenversicherung

Doch Blase macht den Assekuranzen weiter Druck. „Wir investieren jetzt massiv in Risiko-Lebensversicherungen und Kranken-Zusatzversicherungen“, kündigte er gegenüber FOCUS an. Zwei Jahre habe die Vorbereitung gedauert; nun sei es soweit. „In den nächsten drei Jahren wollen wir das Geschäft verfünffachen“, lautet das Ziel des selbstbewussten Managers.

Blase ist auch verwegen genug, sich auf den aktuell schwierigsten Online-Markt zu begeben, den Reisen. Dieses Geschäft weise das größte Wachstum auf, erfordere aber auch die höchsten Investitionen. „Wir haben hohe Verluste in Kauf genommen, um noch in den Markt reinzukommen“, gesteht Blase, den die Konkurrenz war hier schneller. Im Geschäft mit der Vermittlung von Mietwagen habe Check24 fünf Jahre Verluste akzeptiert, sei jetzt aber die Nummer zwei hinter billiger-mietwagen.de. Den gleichen Ansatz jahrelanger Anlaufverluste verfolgt er auch für Pauschalreisen, um mindestens die Nummer drei zu werden. Dafür kann er sich auch vorstellen, zumindest Teile des Leipziger Konkurrenten Unister zu kaufen, der die Portale Ab-in-den-Urlaub.de und fluege.de betreibt. „Wir haben Interesse an Unister, vor allem an der Pauschalreise und der Flugsparte. Und wir haben die finanzielle Möglichkeit, auch einen großen Wettbewerber zu kaufen“, kündigt er an. Dafür wäre er bereit, einen weiteren Investor mit an Bord zu nehmen. Die Zeit scheint günstig, denn Unister hat nach Informationen aus Finanzkreisen gerade Verkaufsprospekte an mögliche Interessenten verschickt. Allerdings werden wohl auch zahlungskräftige Private-Equity-Firmen mit Interesse in die Bücher von Unister schauen.

“Alle machen nur Google reich” 

Als interessanter Markt für Blase gilt auch das Bankgeschäft. „Seit 12 Monaten beobachten wir eine massive Aktivität der Banken, um im Internet neue Kunden für Kredite, Tagesgeld und Girokonten zu gewinnen“, berichtet der gelernte Jurist. Jeder Akteur im Markt gebe für neue Kunden im Moment aber mehr Geld aus, als er an ihm verdienen könne. Profiteur der Marketing-Schlacht ist vor allem Google, wo weiterhin die meisten Deutschen nach Finanzprodukten suchen. „Im Moment machen alle nur Google reich“, warnt Blase und hofft auf ein baldiges Ende des Verdrängungswettbewerbs.

Doch bald könnten sowieso alle Karten noch einmal neu gemischt werden. „Wir rechnen damit, dass Google in den Finanzsektor einsteigt, was für den ohnehin harten Wettbewerb fast ruinöse Folgen haben würde“ erwartet Blase. Google hat den Dienst Compare, der die Konditionen der Banken und Versicherungen vergleicht, schon in Großbritannien online gestellt, aber in Deutschland ist bisher nichts passiert. Es gebe derzeit keine Pläne, Compare zukunftsnah in Deutschland zu starten, heißt es bei Google, was aber alle Möglichkeiten offen lässt.