Die digitale Lücke im Aufsichtsrat

Nur noch jedem vierten Aufsichtsrat wird zugetraut, die Implikationen des technischen Fortschritts für ihr Unternehmen zu überblicken. Die meisten Räte verlassen sich auf den technischen Sachverstands des Vorstands oder eines externen Spezialisten.

Die Digitalisierung wird stetig komplexer, die Auswirkungen auf Unternehmen und deren Geschäftsmodelle größer. Wer sich allerdings kaum weiterentwickelt, sind die Aufsichtsräte: Nur 41 Prozent der Vorstände aus rund 500 befragten Unternehmen trauen ihren Aufsichtsräten aktuell zu, die relevanten Technologie-Themen hinreichend zu überblicken. Genauso so viele Top-Manager sprechen ihren Aufsichtsräten diese Kompetenz aber glatt ab; weitere 19 Prozent sind sich unsicher, ob ihre Aufsichtsräte noch den Durchblick haben, zeigt eine Deloitte-Umfrage. Immerhin: Viele Aufsichtsräte haben ihre Defizite erkannt. Unter den befragten Aufsichtsräten attestieren sich nur 45 Prozent die nötige Digitalkompetenz, um die Technologie zu verstehen und damit die Strategie des Unternehmens noch beurteilen zu können.

Die meisten Aufsichtsratsmitglieder suchen sich daher Hilfe: Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass ihre Aufsichtsräte bei der Steuerung der Technologieagenda auf die Unterstützung der Geschäftsleitung, des Managementteams oder eines externen Spezialisten angewiesen sind: Ein Viertel der Befragten gibt an, dass entweder ein Ausschuss oder ein spezialisiertes Vorstandsmitglied die Agenda steuert, und nur einer von zehn sagt, dass der Vorstand diese Aufgabe selbst bewältigen kann. Von dem Fünftel der Befragten, das Verbesserungsbedarf sieht, sagen die meisten, dass ihr AR „völlig abhängig“ von der Geschäftsleitung ist.
Deloitte