Digitalisierer zielen auf Produktivität, vernachlässigen aber Innovation und Geschäftsmodelle
Digitalisierung bedeutet für viele traditionelle Unternehmen weiterhin „nur“ eine höhere Produktivität. Innovation und neue Geschäftsmodelle spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Digitale Transformation dient überwiegend der kurzfristigen Produktivitätssteigerung, aber immer noch (zu) wenig für Innovationen und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, zeigt eine aktuelle Deloitte-Umfrage unter 361 großen Industrieunternehmen in aller Welt. Dabei mangelt es den Unternehmen weder am Investitionswillen noch an Geld, denn durchschnittlich fließen 30 Prozent des IT-Budgets in Digitalisierungsprojekte. Allerdings werden nur 11 Prozent der Innovationsbudgets für Digitalprojekte eingesetzt.
Geschäftsmodelle werden nicht in Frage gestellt
94 Prozent der Befragten sehen den digitalen Wandel als eines der wichtigsten strategischen Ziele ihrer Organisation. Das bedeutet aber noch nicht, dass sie die strategischen Möglichkeiten vollständig ausloten. Tatsächlich sehen 68 Prozent die Transformation lediglich als Mittel, um die Rentabilität zu steigern. Investitionen in digitale Technologien sollen primär mit dem Ziel gefördert werden, um das Gleiche zu tun wie bisher, nur eben besser oder effizienter. Sollte sich die Konjunktur in diesem Jahr abschwächen, wird der Fokus auf kurzfristige Effizienz wohl noch größer. Nachvollziehbar, aber langfristig strategisch gefährlich. Das entspricht dem typischen Digitalisierungsverhalten traditioneller Unternehmen, die es nicht schaffen, ihr eigenes Geschäftsmodell in Frage zu stellen. Reinen Digitalunternehmen fällt dies naturgemäß leichter, weil sie kein angestammtes Geschäft verteidigen müssen.
Die meisten traditionellen Unternehmen beginnen ihre Digitalisierung mit datengetriebenen Prozessinnovationen, zum Beispiel Robotic Process Automation. Auch externe Prozessinnovationen zur Verbesserung des Kundenservice spielen aktuell eine große Rolle, vor allem in der Industrie. In der zweiten Stufe folgen meist datengetriebene Produktinnovationen, um die vorhandenen Produkte digital aufzuladen oder zu erweitern. Auf diese Weise können die Etablierte allerdings kaum dauerhafte Wettbewerbsvorteile erschließen. Denn die vielleicht wichtigste Erkenntnis der vergangenen 20 Jahre digitaler Transformation lautet: Nur die Unternehmen, die erfolgreich digitale Geschäftsmodelle etabliert haben, erobern neue Märkte und setzen sich von der Konkurrenz ab.