Das Jahr der Effizienz für die Plattformen

Die großen Plattformen schauen in diesem Jahr etwas mehr auf Effizienz – nachdem sie 2022 neues Personal im Rekordtempo aufgebaut haben. Microsoft und Apple haben die nächsten Wachstumstreiber schon im Portfolio, während Alphabet und Meta sich neu erfinden müssen.

Wenn die Zahl der Mitarbeiter schneller steigt als der Umsatz, sinkt die Produktivität. Genau das ist auch den großen Digitalkonzernen passiert: Sie haben ihre Workforce im zweiten Jahr der Pandemie schneller aufgestockt als der Umsatz zulegen konnte. Besonders gut sichtbar ist dieser Effekt bei Meta. Das Unternehmen ist von den Disruptionen am Werbemarkt betroffen, konnte aber bisher keine adäquaten neuen Umsatzquellen erschließen – mit der Folge eines sinkenden Umsatzes im vergangenen Jahr, der je Mitarbeiter sogar um 21 Prozent auf 1,35 Mio. Dollar abgesackt ist.  Firmenchef Mark Zuckerberg hat daher 2023 als „Jahr der Effizienz“ ausgerufen. Zusätzlich zum verkündeten Mitarbeiterabbau sollen Management-Positionen in der mittleren Ebene wegfallen und die Ausgaben für Rechenzentren gekürzt werden, da die goldenen Jahre für Meta erst einmal vorbei seien. „Es wird nicht wieder so sein wie früher“, verkündete Zuckerberg nach den Quartalszahlen.

Damit hat Zuckerberg zweifelsfrei Recht, denn Meta muss sich ein neues Geschäftsmodell bauen. Das soll im Metaverse liegen, braucht aber noch Zeit. Denn dort fielen im vergangenen Quartal weitere 4,3 Mrd. Dollar Verlust bei weiterhin geringen Umsätzen an. Anders als Microsoft hält Meta an seiner großen Wette auf das Metaverse fest.

2023 wird für die Plattformen ohnehin ein spannendes Jahr. Google wird von Microsoft/OpenAI im Kerngeschäft der Suche angegriffen. Das wird die erste ernsthafte Attacke auf das profitable Geschäftsmodell des Suchmaschinenriesen, dessen eigenes Sprachmodell zumindest bei der Präsentation nicht überzeugte. Alphabet muss sein Innovationstempo dringend erhöhen, um mithalten zu können. Zu diesem Thema habe ich gerade im FAZ-Digitec-Podcast mit Alexander Armbruster gesprochen. 👇

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Apple war auf dem Arbeitsmarkt zurückhaltend und hat sein ohnehin sehr hohes Produktivitätsniveau (2,36 Mio. Dollar Umsatz je Beschäftigtem) beinahe halten können und muss daher nun keine Angestellten entlassen. Apple macht sein Ding und könnte mit der VR/AR-Brille in diesem Jahr sogar die nächste Hardwaregattung etablieren.

Microsoft: Die Wette auf KI als nächste Plattform

Die Quartalszahlen von Microsoft zeigen einige konjunkturelle Bremsspuren, vor allem in der PC-Sparte, weniger im Cloud-Geschäft, das 18 Prozent zulegte. Spannender als die Zahlen sind aktuell die Investitionspläne von Microsoft: All-in bei Künstlicher Intelligenz und All-out bei Metaverse/Virtual Reality. Besonders spannend sind die Investition in die ChatGPT-Erfinder Open AI und die Integration der KI in die Suchmaschine Bing und die Collaboration-Software Teams. „Wir glauben grundsätzlich, dass die nächste Plattformwelle die künstliche Intelligenz sein wird“, sagte Microsoft-CEO Satya Nadella. Man wolle „aggressiv vorgehen“, um „die Welle zu erwischen“. Tatsächlich hat Microsoft mit der Beteiligung an OpenAI die Hand am nächsten großen Ding der digitalen Welt.

Amazon: Eigenhandel schrumpft erstmals

Amazon ist eine Plattform – und das war noch nie so wichtig wie heute. Denn der eigene Online-Handel ist im vergangenen Jahr erstmals geschrumpft. Das Wachstum kam ausschließlich aus den Plattform-Geschäftsmodellen wie den Services für Dritthändler und der Online-Werbung sowie AWS. Allerdings hat die Rückkehr der Kunden in die physischen Läden auch in diesem Geschäftszweig Bremsspuren hinterlassen. Statt 50 Prozent (in 2020) oder 29 Prozent (in 2021) legten aber auch die Umsätze mit den Dritthändlern nur noch um 14 Prozent zu, zeigt eine Analyse von Marketplacepulse. Dennoch bleibt Amazon im Expansionsmodus: Zum Beispiel stiegen die Ausgaben für Filme und Musik für das Prime Angebot um 28 Prozent auf 16,6 Mrd. Dollar – nur Netflix hat im vergangenen Jahr noch etwas mehr für die Produktion der Inhalte ausgegeben. Interessant ist auch das Werbegeschäft, das 2022 deutlich schneller gewachsen ist als das Handelsvolumen.