ChatGPT erhöht Produktivität der Wissensarbeiter um 35 Prozent

Eine erste MIT-Studie zeigt, dass gut ausgebildete Wissensarbeiter in der Verwaltung, im Marketing, HR oder Beratung ihre Produktivität um 35 Prozent erhöht haben. Sie erledigten ihre Aufgaben aber nicht nur schneller – auch die Qualität und die Arbeitszufriedenheit stiegen an.

Das MIT hat in einer ersten Studie den Produktivitätseffekt von ChatGPT gemessen. Dafür wurden 450 Akademikern (Marketeers, Personaler, Berater, Datenanalysten, Manager) berufsspezifische Aufgaben gegeben, die einmal ohne und und einmal mit Zugriff auf ChatGPT erledigt werden konnten. Die Ergebnisse (Abbildung 1) zeigten eine höhere Produktivität, höhere Arbeitszufriedenheit und eine vergleichsweise hohe Zahlungsbereitschaft, aber auch zunehmende Ängste, dass die KI den eigenen Job ersetzt. Die Ergebnisse im Detail:

  • 80 Prozent der Probanden entschieden sich im zweiten Durchgang, ChatGPT für die Aufgabe zu verwenden. Sie erledigten ihre Aufgabe im Durchlauf mit ChatGPT im Durchschnitt 35 Prozent schneller als ohne Zugriff auf die KI.
  • Die Qualität des Outputs stieg ebenfalls. ChatGPT erhöhte sowohl die Gesamtnoten als auch die spezifischen Noten für die Qualität des Schreibens, des Inhalts und der Kreativität.
  • ChatGPT verringerte die Ungleichheit in der Produktivität: Arbeitnehmer mit geringen Fähigkeiten profitierten am meisten vom Zugang zu ChatGPT, wodurch die bestehende Ungleichheit in der Qualifikation verringert wird.
  • Im Gegensatz zu einer Hypothese scheint ChatGPT für Menschen mit schlechten Schreibkenntnissen im Vergleich zu anderen Fähigkeiten nicht wertvoller zu sein. Die KI kommt allen zugute, unabhängig von ihren Fähigkeiten.
  • Teilnehmer, die das ChatGPT-Ergebnis noch manuell bearbeitet haben, erzielten keine besseren Ergebnisse als die Probanden, die den Rohtext unbehandelt als Ergebnis einsetzten.
  • Die Arbeitszufriedenheit der Teilnehmer nahm mit der ChatGPT-Nutzung spürbar zu, da schnell und einfach gute Ergebnisse erzielt wurden.
  • Die Teilnehmer waren nach dem Test bereit, im Durchschnitt 0,5 Prozent ihres Monatsgehalts für ein ChatGPT-Abo zu zahlen. Wahrscheinlich liegen die 20 Dollar, die OpenAI aktuell für das Abo aufruft, also noch etwas unter der durchschnittlichen Zahlungsbereitschaft der Menschen. Tatsächlich läuft das Abo-Geschäft bei OpenAI aktuell auf Hochtouren.
  • Nachdem die Befragten, die vorher keine Erfahrung mit ChatGPT hatten, ihre zweite Aufgabe abgeschlossen hatten, wurden sie befragt,
    1. wie besorgt sie darüber sind, dass Arbeiter in ihrem Beruf durch KI ersetzt werden könnten;
    2. wie optimistisch sie sind, dass KI die Produktivität der Arbeitnehmer in ihrem Beruf steigern wird, und
    3. insgesamt, wie optimistisch oder pessimistisch sie die zukünftigen Fortschritte der KI einschätzen.

Die Ergebnisse sind in Abbildung 4 dargestellt. Die Besorgnis über die Automatisierung stieg ebenso wie die Aufregung und der Netto-Optimismus über KI. Bedeutet: ChatGPT hat die Teilnehmer von seiner Leistungsfähigkeit beeindruckt und damit die Jobängste erhöht.

  • In einer Kontrolluntersuchung zwei Wochen später gaben viele Teilnehmer an, ChatGPT weiterhin beruflich zu nutzen. Der Anteil lag weit höher als in der gesamten Workforce, die das Tool vielfach nicht kennt. Allerdings gaben die Teilnehmer auch an, dass kontextbezogene Echtzeit-Informationen wie das Wissen über Kunden noch fehlen, um bessere Ergebnisse am Arbeitsplatz zu erzielen. Die Möglichkeit, ChatGPT per API mit Unternehmensdaten zu verbinden, könnte dieses Manko aber beheben.

Die Ergebnisse dieser ersten empirischen Untersuchung lassen sich nicht verallgemeinern. „Die Aufgaben sind relativ klein und abstrakt und in einem engen Bereich von Berufen. Nichtsdestotrotz liefert die Studie wichtige erste Beweise dafür, dass ChatGPT die Produktivität erheblich steigern kann und bereits in großem Umfang in der realen Arbeitswelt eingesetzt wird“, folgern die Autoren Shakked Noy und Whitney Zhang in ihrem Paper „Experimental Evidence on the Productivity Effects of Generative Artificial Intelligence“, das allerdings noch keinem Peer-Review unterzogen wurde.

MIT