Warum das innovativste Unternehmen der Welt auch das wertvollste ist

Innovation ist die wichtigste Triebfeder für dauerhaften Erfolg im digitalen Zeitalter. Das innovativste Unternehmen der Welt ist daher auch das wertvollste: Apple. Warum die Innovation als Erfolgsfaktor alle anderen Komponenten überlagert und warum das deutsche Innovationssystem unter „Long Covid“ leidet

Innovation ist die wichtigste Triebfeder für dauerhaften Erfolg im digitalen Zeitalter. Der Erfolg von Apple, seit Jahren das wertvollste Unternehmen der Welt zu sein, ist kein Zufall, denn Apple führt auch seit Jahren das Ranking der innovativsten Unternehmen an. Die neue Vision Pro ist daher nur die logische Konsequenz, abermals eine neue Computing-Generation einzuführen, deren Erfolg – wie beim iPhone – entscheidend von den Anwendungen der externen Entwickler abhängt. Die Kombination aus dem Schaffen einer Computing-Plattform und dem Einsatz der Plattform als Geschäftsmodell ist die Keimzelle des Erfolgs.

Für digitale Top-Performance ist Innovation wichtiger als Geschwindigkeit

Schnelligkeit allein ist in der Wirtschaft nicht viel wert. Erst die Kombination aus Geschwindigkeit und Innovation führt zu digitalen Spitzenleistungen, die sich in deutlich überdurchschnittlichem Wachstum und Margen zeigen, hat eine MIT-Studie mit 721 Unternehmen aus aller Welt ergeben.

Der Managementrahmen unterteilt die Unternehmen dabei in zwei Dimensionen: Innovationseinnahmen und Markteinführungszeit. Die Innovation wurden anhand des prozentualen Anteils der Einnahmen der Unternehmen aus neuen Produkten und Dienstleistungen, die in den letzten drei Jahren eingeführt wurden, gemessen. Die Markteinführungszeit wurde von den Befragten im Vergleich zur Konkurrenz selbst geschätzt.

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Die befragten Unternehmen lassen sich in vier Quadranten einteilen: Langsam und wenig innovativ (32 Prozent der Befragten), innovativ, aber langsam (17 Prozent), schnell, aber inkrementelle Innovation (24 Prozent) und schnell und innovativ (27 Prozent). Die schnellen und innovativen Unternehmen schnitten wesentlich besser ab als der Durchschnitt: Ihr Wachstum lag 9,8 Prozent höher als das Niveau ihrer Konkurrenten und die Margen übertrafen den Industriedurchschnitt sogar um 11,6 Prozent. Überraschenderweise schnitten die schnellen, aber nur inkrementell innovativen Unternehmen nur geringfügig besser ab als ihre langsamen Kollegen. Und die innovativen, aber langsameren Unternehmen schnitten deutlich besser ab als die langsam und stetig arbeitenden Unternehmen. Das bedeutet: Innovationskraft ist wichtiger als Geschwindigkeit, aber erst die Kombination bringt den wirtschaftlichen Erfolg. Die MIT-Forscher haben auch ermittelt, welche Technologien und Management-Methoden die Unterschieden zwischen den vier Gruppen ausmachen, wie die Grafik zeigt. ▷ MIT

Tesla und BYD sind Aufsteiger des Jahres

Aber nicht nur Apple ist innovativ. Aufsteiger des Jahres in der Champions League der Innovatoren sind aber zwei Autohersteller: Tesla hat den Sprung von Rang 5 auf Rang 2 geschafft, BYD sogar aus dem Stand auf Rang 9, zeigt das neue BCG-Innovationsranking, in dem Mercedes-Benz auf Platz 43 und BMW auf Rang 49 vertreten sind. Die heute notwendige Kombination aus Software, Batterietechnik und Computerchips auf Weltklasseniveau in eigener Hand weisen auf diesem Niveau nur Tesla und BYD auf, deren Vorsprung nur schwer aufzuholen ist.

Deutsches Innovationssystem leidet unter „Long Covid“

Nach dem Rückgang der Innovationsfreude im Jahr 2020 ist wieder Alltag eingekehrt: 79 Prozent der Unternehmen aus aller Welt zählen Innovationen zu ihren Top-Prioritäten, 46 Prozent davon sogar zu den Top-3-Zielen ihres Unternehmens. Ganz anders sieht die Situation in Deutschland aus. Hier geht die Innovationsfreude stetig zurück. „Der Anteil der besonders innovativen Unternehmen ist von 25 Prozent im Jahr 2019 auf 19 Prozent im Jahr 2022 gefallen. Der Anteil der Unternehmen, die relativ bis sehr innovationsfern sind, ist von 27 Prozent im Jahr 2019 auf 38 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Die Breite der deutschen Unternehmenslandschaft ist heute weniger innovationsaktiv als vor drei Jahren. Ein klarer Innovationsfokus wurde in vielen Unternehmen abgelöst durch eine eher passive, abwartende und „innovationsopportunistische“ Haltung“, heißt es im neuen Bertelsmann-Bericht „Innovative Milieus 2023„. Ökonomische Krisen führen hierzulande regelmäßig zu schärferen Sparkursen in der Forschung und Entwicklung als in anderen Ländern – und sie halten offenbar auch länger an. Das ZEW hat gerade konstatiert, das Innovationssystem der deutschen Wirtschaft leide immer noch unter „Long-Covid„, also den Spätfolgen der abrupten Drosselung der Innovationsausgaben Anfang 2020. ▷ BCG