KI treibt Plattformunternehmen auf neue Höchststände

Top-100-Plattformen steigern ihren Wert auf 22,7 Billionen Dollar. Amerikanische Unternehmen erhöhen ihren Anteil am Weltmarkt auf 86 Prozent und deklassieren den Rest der Welt.

Künstliche Intelligenz hat den Wert der 100 wertvollsten Plattformunternehmen auf 22,7 Billionen Dollar hochgetrieben. Die KI hat in dieser Zeit nicht nur neue Unternehmen wie Open AI, xAI oder Perplexity hervorgebracht, sondern auch die großen Plattformen wie Amazon, Microsoft oder Meta um mehrere Billionen Dollar wertvoller gemacht, zeigt unsere Analyse der Top-100-Plattformen. Mit der KI ist auch die Dominanz Amerikas in der digitalen Welt weiter gestiegen: Der Anteil der amerikanischen Plattformen am Weltmarkt ist auf den neuen Rekord von 86 Prozent gestiegen, während auf Asien nur noch 11 Prozent der Werte entfallen. Europa und Afrika spielen in der Plattform-Welt weiterhin keine Rolle: Europas Anteil liegt unverändert bei 2 Prozent; Afrika kommt nur noch auf 1 Prozent.

Plattformen sind das dominante Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie. Diese Unternehmen stellen nicht zwingend eigene Produkte her, sondern managen wie Airbnb oder Uber die Interaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern. Das Plattform-Modell ist auch das bevorzugte Geschäftsmodell vieler neuen KI-Unternehmen, die meist mithilfe inverser Strategien externe KI-Entwickler und Kunden auf ihre Plattformen holen. Dieses Kriterium macht auch Nvidia zu einer Plattform, da das Unternehmen neben seinen KI-Chips auch ein Ökosystem für externe Softwareentwickler aufgebaut hat, die seine Hardware erst zum Leben erwecken. Auf diese Weise nutzt Nvidia die Kraft der Entwickler, um seine Produkte wertvoller zu machen – ähnlich wie es Apple mit dem App-Store für das iPhone vor 16 Jahren gelungen ist. Viele Gründer der KI-Unternehmen haben diese Prinzipien bei den Plattformen der ersten Generation abgeschaut und übertragen sie nun mit Erfolg in das KI-Zeitalter.

Amerikaner bauen Anteil an der Plattform-Welt stetig aus

Besonders gut machen das aktuell die Amerikaner. Sie investieren nicht nur kräftig in die Künstliche Intelligenz, sondern sind über die Steigerungen ihrer Aktienkurse auch jetzt schon die größten Profiteure.  Allein die fünf größten Plattformen Apple, Nvidia, Microsoft, Amazon und Alphabet haben ihre Börsenwerte in den vergangenen 16 Monaten um 3,3 Billionen Dollar gesteigert. Aber auch die Spieleplattform Roblox, der Lieferdienst Doordash oder Netflix haben mit einer Verdoppelung ihrer Werte beigetragen, den Anteil der amerikanischen Unternehmen an der Plattform-Ökonomie auf 86 Prozent zu erhöhen. Zu Beginn unserer Vermessung der Plattform-Welt im Jahr 2017 lag der Anteil der Amerikaner nur bei 64 Prozent.

Die weltweit größten prozentualen Wertsteigerungen haben die KI-Unternehmen erzielt: xAI von Elon Musk hat den Wert zwischen August 2023 und Ende 2024 von 1 auf 45 Milliarden Dollar gesteigert. Auch Perplexity und Anthropic liegen mit Wertzuwächsen von rund 750 Prozent weit oben. Unter den klassischen Plattformen haben das US-Fintech Robinhood, der indische Lieferdienst Zomato und der schwedische Musikanbieter Spotify mit jeweils mehr als 200 Prozent Wachstum am besten abgeschnitten.

Spotify zeigt die stärkste Performance in Europa

Spotify gehört zu den nur sechs Plattformen aus Europa, die es in diesem Jahr in die Top-100 geschafft haben. Vor einem Jahr waren noch neun Plattformen aus Europa in dieser Champions League vertreten, aber Edenred aus Frankreich, Allegro aus Polen und Checkout aus Großbritannien haben den aktuellen Schwellwert von 7,9 Milliarden Dollar nicht mehr erreicht. Wertvollste Plattform Europas ist abermals der Walldorfer Softwarekonzern SAP, dessen Geschäftsmodell aber immer nur ganz knapp die Anforderungen an ein Plattform-Modell erfüllt.

Zusammen erreichen die sechs verbliebenen europäischen Unternehmen nur noch einen Anteil von zwei Prozent an der Plattform-Welt. Mit Ausnahme von SAP und Spotify spielen europäische Plattformen auf der Weltbühne wie gewohnt keine Rolle. Besserung ist nicht in Sicht, da Europas Investoren schnell die Geduld für den oft langen Aufbauprozess einer Plattform verlieren. Einstige Hoffnungswerte wie Wefox straucheln oder werden – wie About You – von größeren Konkurrenten übernommen. Größere Investitionen in Plattform-Unternehmen sind in Europa derzeit nicht mehr zu beobachten, während die Amerikaner und Asiaten weiterhin in das überlegene Modell investieren.

Asien verliert weiter an Boden

Die Region Asien-Pazifik, vor allem getragen von China, hatte im Jahr 2017 noch einen Anteil von 31 Prozent an den Plattformen, vor allem wegen der starken Positionen von Alibaba und Tencent. Doch die Zeiten, als Alibabas Börsenwert gleichauf mit Amazon lag, sind lange vorbei. Die scharfe Regulierung der chinesischen Regierung, die im Jahr 2020 begann, hat viele Börsenwerte der dortigen Plattformen abstürzen lassen, während die Amerikaner rasant gewachsen sind. Zum Beispiel hat Alibaba in diesen sieben Jahren rund 55 Prozent seines Wertes verloren, während Amazon 320 Prozent zulegen konnte. Auch der Vergleich zwischen den Mobilitätsdiensten geht eindeutig zugunsten der Amerikaner aus: Während Ubers Börsenwert in diesem Zeitraum von 48 oder 128 Milliarden Dollar zugelegt hat, ist der chinesische Wettbewerber Didi von 58 auf 17 Milliarden Dollar geschrumpft. Obwohl die chinesische Regierung die Regulierungsphase längst für beendet erklärt hat, verliert China weiterhin an Boden. Die Plattformen investieren zwar aggressiv in Künstliche Intelligenz, haben an den Börsen bisher aber noch keinen entsprechenden Bonus erhalten.

Die größten Zuwächse in der Region Asien/Pazifik erreichen daher die Unternehmen außerhalb Chinas. Vor allem Zomato aus Indien oder die Handelsplattform Sea (Shopee) aus Singapur haben seit August 2023 stark zugelegt. Das bedeutet zwar noch keine Wachablösung, doch auch die Investoren und Anleger haben die Geoökonomie im Auge: Der drohende Handelskrieg zwischen den USA und China kommt dem Rest Asiens zugute.

Wie KI die Plattform-Märkte verändert

Künstliche Intelligenz hat als erste digitale Technologie die Kraft, die Plattform-Märkte zu verändern. Zum Beispiel hat sich Salesforce gerade neu für die Welle der KI-Agenten aufgestellt, die gerade dabei sind, die Software-as-a-Service-Plattformen anzugreifen und abzulösen. Wahrscheinlich werden noch einige SaaS-Plattformen mit den aufkommenden KI-Agenten ihr Geschäftsmodell umstellen müssen.

Interessant wird es auch in den Mobilitätsmärkten. Uber und Lyft werden gerade von Waymo, einem Betreiber autonomer Autos, angegriffen. Waymo hat in Gebieten wie San Francisco schon zweistellige Marktanteile erreicht, die direkt zu Lasten von Uber und Lyft gehen. In diesen Feldern könnte die KI die Plattformunternehmen sogar aus dem Markt verdrängen. Zwar arbeiten auch die Plattformen daran, autonome Fahrzeuge zu integrieren, doch der Charakter des Geschäftsmodells verändert sich damit.

Alibaba zeigt mit seinem neuen KI-Marktplatz Accio, wie die Technologie auch die Funktionsweise der Plattformen verstärken kann. Die KI kann automatisch Produkte einstellen oder Produktbeschreibungen automatisch in alle gewünschten Sprachen übersetzen. KI-Agenten übernehmen die Suche nach komplexen Produkten ebenso wie die Preisverhandlungen. Sogar die Werbung kann die KI in Echtzeit erledigen – und damit die Transaktionskosten des Marktplatzes erheblich senken. Vor allem die B2B-Marktplätze können von der KI erheblich profitieren.

KI macht die großen Plattformen noch größer

Überhaupt werden die KI-Agenten dazu beitragen, die Routinetätigkeiten auf den Marktplätzen zu automatisieren und damit die Eintrittsbarrieren für viele kleine und mittlere Unternehmen senken. Allerdings dürften die wahren Profiteure aber auch in diesem Fall die großen Plattform-Betreiber sein, die mithilfe der KI noch bessere Services anbieten können und damit tendenziell noch größere Anteile an den Handelsvolumina erhalten. Die Konzentration in der Plattform-Welt nimmt stetig zu: Inzwischen entfallen schon 80 Prozent des Gesamtwertes auf die zehn größten Plattformen Apple, Nvidia, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Tencent, Netflix, Salesforce und Bytedance.