Tech-Firmen oder Energieversorger: Wer gewinnt das Smart Home?
Google/Nest, Apple oder Tado wollen gerne Hausmeister im „Smart Home“ werden. Die Energieversorger wollen aber ihre Kundenkontakte nicht verlieren. Das Rennen ist eröffnet.
Seitdem Google den Thermostathersteller Nest und den Überwachungsspezialisten Dropcam gekauft hat, heizt sich der Wettbewerb um das „Smart Home“ auf. Zuletzt hat Nest ein Entwicklerprogramm gestartet, womit sich jetzt auch Mercedes, Whirlpool und natürlich Google mit den Nest-Geräten verbinden können. Die Tech-Firmen wie Google/Nest und Apple oder Startups wie Tado haben das Ziel, dass sich die Besitzer der intelligenten Häuser in einigen Jahren nicht mehr an den Namen ihres Energieversorgers erinnern können. Der Vorteil der Tech-Firmen: Sie wissen, wie technische Produkte für Konsumenten aussehen und funktionieren müssen. Die Energieversorger verfügen (noch) über die Kundenbeziehungen, haben allerdings kaum Erfahrung mit der Technik. Im Wettbewerb mischen auch Telekommunikationsfirmen wie die Deutsche Telekom mit, die sich gerne als technischer Dienstleister für die Energieversorger und Hausgerätehersteller etablieren möchte. Wer wird gewinnen?
Dieses Thema habe ich in meinem Vortrag „Who will own the Smart Home?“ behandelt, in dem die Strategien der einzelnen Akteure dargestellt und ihre Chancen im Smart Home bewertet werden. Hier die wichtigsten Aussagen:
1. Die Besitzer der intelligenten Häuser wollen mit der neuen Technik vor allem ihre Energierechnung senken, hat eine Umfrage von Accenture ergeben. Das spricht für Quereinsteiger, die nicht das Ziel haben, ihr Kerngeschäft der Energieversorgung zu schützen.
2. Die Tech-Firmen arbeiten bei Hardware-Innovationen mit den gleichen Anreizen: Sie helfen den Nutzern, Geld zu sparen, Zeit zu sparen und Ziele bequemer zu erreichen. Dazu kommt ein schöneres Design. Die Energieversorger können die Taktiken der Tech-Firmen aber relativ leicht adaptieren, wenn sie das wollen. Bei „Safe Money“ gibt es aber einen Konflikt mit dem eigentlichen Unternehmensziel.
3. Viele Unternehmen wollen am Smart Home mitbauen. Das ist ein Vorteil für die etablierten Energieversorger, da die Konkurrenz sehr heterogen ist und die Konsumenten kaum durchblicken, für welchen Anbieter sie sich entscheiden sollen.
4. Die deutschen Energieversorger Eon, RWE, Vattenfall und ENBW sind im Web nicht besonders stark. In Europa gibt es allerdings drei Versorger, die im Netz schon viele Kundenkontakte aufgebaut haben: British Gas, GDF Suez in Frankreich und Vattenfall/Nuon in Holland. Hier besteht Nachholbedarf in Deutschland.
5. Die Downloadzahlen der Smart-Home Apps in Europa unterscheiden sich stark. Nur British Gas hat für sein Smart-Home-Angebot nennenswerte Download-Zahlen erreicht; RWE oder das Qivicon-Angebot der Deutschen Telekom liegen weit zurück – auch gegenüber dem Angreifer Nest, der inzwischen in England Fuß gefasst hat und dessen erklärtes Ziel die schnelle Expansion in Europa ist.
6. Was können die Energieversorger tun? Ihre Kundenkontakte digitalisieren und intensivieren.
7. Die Ausgangssituation der Energieversorger ist eigentlich nicht schlecht. In einer Umfrage sieht die Mehrheit der Hausbesitzer die Versorger als ihre präferierten Anbieter für Smart Home Angebote.