Nun holt auch Apple Nachrichten auf seine Plattform

Apple bringt mit seiner neuen App „News“ Nachrichten auf die iPhones und iPads. Verkaufen die Verlage die Werbung selbst, dürfen sie den gesamten Erlös behalten. Verkauft Apple die Werbung, gehen 70 Prozent an die Publisher.

Apple hat auf seiner Entwicklerkonferenz die neue App „News“ vorgestellt, die ähnlich wie Flipboard Nachrichten verschiedener Medien und Themenkanäle aggregiert. Apple-Managerin Susan Prescott präsentierte Artikel von Wired, CNN, der New York Times, Quartz und ESPN, die im „Look and Feel“ der jeweiligen Medien gezeigt werden. In die Artikel können Videos, Fotos und interaktive Grafiken eingebaut werden, was neben Flipboard auch an die Instant Articles von Facebook erinnert.  Die Nutzer können im ersten Schritt wählen, welche Medien und welche Themen für sie interessant sind, um die gezeigten Artikel auf die persönlichen Interessen zuzuschneiden. Ein Algorithmus lernt dann im Laufe der Zeit die Interessen der Nutzer besser kennen. (Eine Selektion über Facebook-Freunde oder Twitter-Follower findet offenbar nicht statt.) Jeder Publisher könne seine Inhalte in die News-App einspeisen, verkündete Prescott. Hier die Liste der zum Start teilnehmenden Medien:

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Das Geschäftsmodell ist Werbung und setzt auf Apples iAd-System auf. Apple hat sich dabei am Revenue-Sharing von Facebooks Instant Articles orientiert: Verkaufen die Verlage die Werbung eigenständig, dürfen sie die gesamten Erlöse behalten. Verkauft Apple die Werbung, fließen 70 Prozent an die Verlage. Wahrscheinlich werden die meisten Verlage Apple den Verkauf der Werbung überlassen, auch wenn das Unternehmen damit nicht so erfolgreich ist wie Facebook. Über ein Pay-Content-Modell ist nichts bekannt. Es hätte aber Charme, denn Apple könnte das Inkasso für einzelne Artikel oder Online-Abos wegen seiner schon bestehenden Zahlungsbeziehungen leicht übernehmen.

Apple „News“ bedeutet eine weitere Stärkung der Plattformen, die mit Instant Articles oder Snapchat Discover in diesem Jahr bereits erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Mit dem Roll-out von iOS9 wird die App in kurzer Zeit auf Hunderten Millionen iPhones und iPads installiert sein. Für die Medien wird dabei immer deutlicher, dass sie nur noch das „Rohmaterial“ (Artikel) für die gr0ßen Tech-Plattformen liefern, die damit Nutzer anlocken und einen kleinen Teil ihrer Werbeeinnahmen weiterleiten. Auch die „Entbündelung“ der Verlagsinhalte, die aber ohnehin nur eine Frage der Zeit ist, wird mit solchen Schritten forciert.

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