Sponsoo gewinnt ersten DisruptMe©-Wettbewerb in Deutschland

Plattformmodelle beherrschten den ersten DisruptMe-Wettbewerb in Deutschland. Bei dem neuen Format lässt sich eine Branche oder ein Unternehmen gezielt in hypothetischem Rahmen mit disruptiven Ideen und Geschäftsmodellen angreifen, bevor dies von anderen Akteuren auf dem Markt geschieht.

Wenn Unternehmen herausfinden wollen, wie Digitalunternehmen ihr Geschäftsmodell disrupten können, können sie sich eigene Gedanken machen oder in Hackathons die Startups beobachten. Nun schwappt ein neues Format aus den USA nach Deutschland: DisruptMe! lautet die gezielte Aufforderung, das eigene Geschäftsmodell anzugreifen.

Bei dem Format lässt sich eine Branche oder ein Unternehmen gezielt in hypothetischem Rahmen mit disruptiven Ideen und Geschäftsmodellen angreifen, um im Idealfall agieren zu können, bevor dies von anderen Akteuren auf dem Markt geschieht. Ziel ist es, bisherige Marktmechanismen in der Branche oder Geschäftsmodelle von Unternehmen zu verändern, ergänzen, erneuern oder zu ersetzen.

Bei der ersten Veranstaltung in Deutschland versuchten nun fünf Startups, das Fußballgeschäft anzugreifen. Der meisten Angreifer setzten auf das aktuell dominante digitale Geschäftsmodell, die Plattformen. Unter den ersten drei Gewinnern waren zwei interessante moderne Plattformgeschäftsmodelle. Dabei positionieren sich die Unternehmen als Vermittler zwischen Anbieter und Nachfrager, um einen bisher fragmentierten oder aufgrund hoher Transaktionskosten gar nicht existenten Markt zu schaffen.

Hier die Ansätze:

Sport-Guru (Fantasy-Fußball)

Über Fußball wissen ja bekanntlich mindestens 80 Millionen Deutsche bestens Bescheid. Nun können sie nicht nur am Stammtisch diskutieren, sondern sich gegeneinander messen. Beim Fantasy-Fußball stellen die Teilnehmer ihre Mannschaften zusammen, die aus realen Profis bestehen. Deren Leistung an einem Spieltag wird in Punkte umgesetzt: Hat ein Teilnehmer einen Torschützen in seiner Mannschaft, erhält er 10 Punkte; für ein Gegentor werden 5 Punkte angezogen. Wer am Ende die höchste Punktzahl erreicht, gewinnt das Spiel – und damit auch den Wetteinsatz. Allerdings können die Teilnehmer auch ohne Geldeinsatz spielen.

Sport.Guru sieht sich als einziger Anbieter im Markt, die eine deutsche Sportversion und die Bundesliga im Angebot haben. In den USA ist Fantasy-Sport schon weiter verbreitet; die US-Anbieter bereiten auch den Markteintritt in Europa vor. Sport.Guru will den Amerikaner zuvorkommen und denkt dabei auch über eine Allianz mit den Sportwettenanbietern nach.

Sponsoo (Sport-Sponsoring-Plattform)

Das „Google Adwords“ für das Sport-Sponsorung. Sponsoo versteht sich als Plattform, auf der sich Sportler, die Sponsoren suchen, und Unternehmen, die gerne als Sponsor aktiv werden möchten, eintragen können. Ein Matching-Algorithmus bringt die Wünsche in Übereineinstimmung.

Zwar gibt es schon Sponsoring-Plattformen für den Sport, aber die Wettbewerber konzentrieren sich meist auf einzelne Segmente, sagte Maurice Lange von Sponsoo. Das Ziel sei, den Sponsoring-Prozess zu automatisieren. In diesem Jahr wird das Unternehmen etwa 400.000 Euro Umsatz erzielen. Die Plattform wächst jedoch asymmetrisch: 5000 Sportlern, die sich schon angemeldet haben, stehen bisher erst 500 Unternehmen gegenüber. Allerdings wird das Potenzial als groß angesehen, da sich 73 Prozent der großen Unternehmen im Sport-Sponsoring engagieren.

Soccersurfing (Plattform, um das Wohnzimmer zur Fankurve zu machen)

Soccursurfing ist eine Plattform, um Fußball gemeinsam zu erleben. Da Fans keine Möglichkeit haben, sich vereinsübergreifend zu organisieren, sind sie meist auf Kneipen angewiesen, wenn sie die Spiele in der Fremde anschauen wollen. Nicht ortskundige Fans oder aus dem Ausland wissen oft nicht, wo sie ein Spiel schauen können. Soccersurfing will Fans, die einen freien Platz auf ihrem Sofa anbieten, und die Fußballfans zusammenbringen, die in der Fremde nach einem Platz zum Schauen suchen. Die freien Couch-Plätze werden in einer App angeboten, um Angebot und Nachfrage zusammen zu bringen.

TC Freisenbruch (Echte Mitbestimmung der Fans)

Beim TC Freisenbruch können die Fans für 5 Euro im Monat (fast) alles bestimmen: Aufstellung, Finanzen, Spielertransfers, Trainerwechsel… Nur ob der Schiedsrichter bezahlt wird, steht nicht zur Disposition. 476 zahlende Teammanager haben den TC Freisenbruch in dieser Saison gecoacht – und dabei den direkten Aufstieg geschafft. Zwar erst von der 9. In die 8. Liga, aber RB Leipzig hat auch mal klein angefangen.

Fitto (Professionelles Athletik-Training für Fußball-Amateure)

Fitto will den den Athletiktrainer im Amateurfußball digitalisieren – sofern es ihn überhaupt gibt, denn die meisten Amateurvereine können sich einen eigenen Trainer nur für die Fitness nicht leisten. In der App gibt es detaillierte Trainingspläne mit einem eingebauten Verifikationsmodus, damit der Trainer überwachen kann, ob die Spieler in der Freizeit richtig trainiert haben. Die Basisversion ist kostenlos für die Vereine; die Premiumversion soll 7,99 Euro im Monat kosten. Fitto sieht 200.000 Mannschaften in der DACH-Region als potenzielle Kunden. Der Markteintritt soll mit einer Hotspot-Strategie versucht werden, die sich über Mund-zu-Mund-Propaganda durch die Regionen arbeitet.

Ein Jury hat die Geschäftsmodelle der fünf Disruptoren nach den Kriterien Potenzial, Erfolgschance, Umsetzbarkeit, mögliche regulatorische Einschränkungen und Pitch-Inhalte des Angriffsmodells bewertet. Das Ergebnis war ein klarer Sieger und eine enge Entscheidung um den zweiten Platz:

  1. Sponsoo (119 Punkte)
  2. TC Freisenbruch (105 Punkte)
  3. Soccersurfing (103 Punkte)
  4. Fitto (100 Punkte)
  5. Sport-Guru (72 Punkte)

Am kommenden Mittwoch geht es in die nächste DisruptMe-Runde. Dann stellt sich die Gothaer Versicherung den Angreifern aus der Digitalbranche.

Disclaimer: Veranstalter von DisruptMe waren Ecodynamics, Startplatz Düsseldorf und rateyourclub. Ich bin seit kurzem Associated Partner bei Ecodynamics und war Mitglied der Jury.