10 Jahre Netzökonom-Blog

Als mein Netzökonom-Blog vor genau 10 Jahren live ging, war ich selbst am meisten überrascht. Hier könnt ihr lesen, was ich seitdem gelernt habe und wie es weitergeht.

Der Start am 19. Juni 2007 hat vor allem mich überrascht. Mitten in einer Pressekonferenz in Paris ereilte mich die Information der FAZ-IT, dass mein Blog nun freigeschaltet sei. Eigentlich war der Start erst nach meiner Rückkehr geplant. Also habe ich schnell einen aktuellen Beitrag produziert und veröffentlicht. Es ging um eine neue Strategie von Yahoo, das schon damals kein Mittel gegen Google fand. Seitdem folgten mehr als 1000 Blogbeiträge an verschiedenen Stellen, denn mein Blog ist mit mir gewandert. Von der F.A.Z. (2007 bis 2011) über den Focus (2012) bis zur eigenen Domain „Netzoekonom.de“, wo es seit 2013 steht und bleiben wird.

Etwa 5 Millionen Mal wurden die Beiträge inzwischen gelesen. Besonders viel Spaß machten meine Interviews mit Mark Zuckerberg und Eric Schmidt, die ich in englischer Sprache veröffentlicht habe, was die Reichweite um den Faktor 10 erhöht hat. Das gehörte zu den vielen „Learnings“, die ich mit dem Blog gemacht habe. Ich habe im Laufe der Zeit ein besseres Gespür für Themen entwickelt, die ankommen. Für die Themen oder Headlines, die in den sozialen Medien geteilt werden – oder wenig Beachtung finden, obwohl ich die Themen für wichtig hielt. Die wichtigste Erkenntnis aber lautet: Wer intelligente Leser haben möchte, muss intelligenten Journalismus liefern. Diese Leser schätzen relevante Informationen, präzise auf den Punkt gebracht, gut aufbereitet. Nicht zufällig schaffen die Medien, die sich mit intelligentem Journalismus an intelligente Leser richten, den digitalen Wandel am besten. Denn diese Leser sind in einer Medienwelt, in der eine Werbefinanzierung immer schwieriger wird (wenn man nicht gerade Google oder Facebook heißt), besonders wertvoll. (Allerdings reicht intelligenter Journalismus allein nicht aus. Zusätzlich müssen die Verlagsmanager „digital“ denken. Hier besteht das größere Manko in Deutschland.)

Thematisch hat sich mein Blog von der allgemeinen Netzökonomie und Social Media hin zur digitalen Transformation der gesamten Wirtschaft und zur Plattformökonomie erweitert. Heute stehen die ökonomischen Implikationen selbstfahrender Autos, die kaum abschätzbaren Effekte der künstlichen Intelligenz oder die neuen Modelle der Plattformökonomie in meinem Fokus.

Wie geht es weiter?

Nach 20 Jahren als Journalist für Printmedien habe ich zum 1. Mai mein eigenes „digitales Medienmodell“ gestartet. Im Kern geht es um Vermittlung von Wissen über Digitalisierung, allerdings jetzt in vielfältiger Weise:

  • In Vorträgen, Führungskräftetrainings und Workshops zu Themen wie digitale Transformation, Wirtschaft 4.0, Plattform-Ökonomie oder New Work.
  • In individuellen „Executive Newslettern“, in denen ich für Unternehmen/Führungskräfte die relevanten Informationen aus der digitalen Welt herausfiltere.
  • Gemeinsam mit dem MIT-Ökonomen Hamidreza Hosseini baue ich Plattformen für Unternehmen oder erkläre in Seminaren die Plattformökonomie (www.platformeconomy.io).
  • Als Dozent für Masterstudenten am Fachbereich Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt.

Natürlich bleibe ich auch Journalist – zumindest ein bisschen. Denn das Netzökonom-Blog führe ich weiter. Ich werde künftig wahrscheinlich nicht mehr so häufig bloggen können, beobachte die digitale Welt für euch aber weiter so intensiv wie bisher. Schreiben werde ich künftig auch als Kolumnist für das Handelsblatt.

Mein Dank für die ersten 10 Jahre geht an meine Leser, Kommentatoren, Newsletter-Abonnenten und Followern auf Twitter, Linkedin, Facebook oder Xing.