Die Industrie entdeckt die Subscription-Economy

In den Medien und der Softwarewelt haben sich Monatsabonnements längst durchgesetzt. Doch jetzt entdecken immer mehr Branchen die „Subscription-Economy“ für sich. Der Fahrdienst Uber testet für 25 Dollar im Monat unbegrenzte Essenlieferungen, Fahrradmieten und Abschläge auf Autofahrten. Der Vermögensverwalter Charles Schwab hat mit einem 30-Dollar-Abo für eine persönliche Finanzplanung viele neue Kunden gewonnen, die kalkulierbare Kosten und niedrige Einstiegsbarrieren für eine Beratung wünschen. Nun entdeckt die Industrie die Vorteile der Abonnements für sich.

Die Subscription-Economy ist inzwischen auch in der Industrie angekommen. John Deere bietet Landmaschinen und Heidelberger Druck Druckkapazitäten zum monatlichen Festpreis; viele andere Unternehmen testen das neue Modell gerade, sagt Ricco Deutscher, Gründer und CEO von Billwerk, einem Abrechnungsspezialisten für Abo-Modelle. Im ersten Schritt erweitern Industrieunternehmen ihre physischen Produkte um digitale Zusatzservices wie Predictive Maintenance. Das Subscription-Modell bezieht sich in diesem Fall nur auf die Zusatzdienste. Im zweiten Schritt bündeln sie physische Produkte und digitale Services. Dann wird das Komplettprodukt als Abonnement angeboten.

Abonnements in der Industrie

Große Chancen für Subscription-Modelle sieht Deutscher auch in der Energieindustrie in Verbindung mit Smart Metern oder in der Elektromobilität, wo Renault die Batterien für sein Elektroauto Zoe im Abo-Modell zur Verfügung stellt. Als wichtiger Treiber gilt das Internet der Dinge, das komplementäre Services zu Maschinen oder Autos erst ermöglicht. Der Vorteil für die Unternehmen liegt in dauerhaften Kundenbeziehungen mit der Möglichkeit, die Services stetig weiterzuentwickeln und damit auch die Preise für verbesserte Services erhöhen zu können. Zu beobachten ist dies schon bei Medien-Abos wie Netflix oder Spotify.

Noch tun sich viele Unternehmen aber schwer mit der Umstellung auf das neue Modell. Das fängt schon in der Finanzbuchhaltung an. „Viele Unternehmen sehen IT nicht als ihre Kernkompetenz an und haben sie daher ausgelagert. Wer seine IT-Dienstleistungen aber strikt nach Kosten managt, kann von dort keine Innovationen erwarten“, kritisiert Deutscher, der lange für SAP und McKinsey gearbeitet hat. Die größte Herausforderung aber liegt in der Neudefinition des Geschäftsmodells. „Abos, die nur als neues Zahlungsmodell konzipiert werden, funktionieren nicht“, sagt Deutscher. Wer mit einem Abo-Modell von einer besseren Auslastung seiner vermieteten Hardware profitiere, müsse diese Kostenvorteile an die Kunden weitergeben. Nur auf diese Weise lassen sich die notwendigen Skaleneffekte erreichen, berichtet Deutscher und nennt Amazon Web Services als Beispiel, wo das Pooling von Ressourcen große Vorteile für Nachfrager und Anbieter bringe.

Noch sehen wir erst die Anfänge der Subsciption-Economy. Aber in zehn Jahren, sagt Tien Tzuo, Gründer des Branchenpioniers Zuora, werden die Menschen alles abonnieren: IT, Mobilität, Einkaufen, Gesundheit oder Wohnen.

Am 16. Oktober 2019 diskutieren wir die neuen Abo-Modelle auf dem Subscription Leaders Summit in Frankfurt.