Deutschland fällt bei Digitalpatenten zurück – und zwar in allen Sparten

Die Patentanmeldungen von heute sind die innovativen Produkte von morgen, und die Digitalisierung treibt die Entwicklung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Wenn wir bei den digitalen Schlüsseltechnologien den Anschluss verlieren, wird unsere Innovationskraft in allen Branchen leiden“, mahnt DPMA-Präsidentin Eva Schewior.

Bei Patentanmeldungen in digitalen Technologien fallen deutsche Unternehmen auf ihrem Heimatmarkt immer stärker zurück. Während die Zahl der veröffentlichten Anmeldungen mit Wirkung für Deutschland vor allem aus den Vereinigten Staaten und aus China im vergangenen Jahr kräftig zulegte, gingen die Veröffentlichungen aus Deutschland in allen fünf Technologiefeldern, die das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) in einer Analyse untersucht hat, gegenüber dem Vorjahr zurück. Diese Entwicklung ist auch eine Spätfolge der Corona-Pandemie, in der deutsche Unternehmen ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung weit stärker gedrosselt haben als ihre Konkurrenten in den USA und China. Da diese Patente erst 18 Monate nach ihrer Anmeldung veröffentlicht werden, weisen die Zahlen somit einen Zeitverzug auf.

Die Eigenschaft der deutschen Entscheider, in Krisenzeiten die Ausgaben für Zukunftsinvestitionen stets besonders deutlich zu kürzen, schwächt unsere Wettbewerbsfähigkeit: „Die Patentanmeldungen von heute sind die innovativen Produkte von morgen, und die Digitalisierung treibt die Entwicklung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Wenn wir bei den digitalen Schlüsseltechnologien den Anschluss verlieren, wird unsere Innovationskraft in allen Branchen leiden“, mahnt DPMA-Präsidentin Eva Schewior.

Die Entwicklung der Patentveröffentlichungen deutscher Unternehmen nach Sparten im Jahr 2022:

Computertechnik: -1,9 Prozent
Zur Computertechnik zählen unter anderem Erfindungen zur Bilddatenverarbeitung, Spracherkennung oder Informations- und Kommunikationstechnik. Viele dieser Entwicklungen setzen Künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen ein.

Digitale Kommunikationstechnik: -4 Prozent
Viele Anmeldungen beschäftigen sich hier mit drahtlosen Kommunikationsnetzen, insbesondere beziehen sie sich auf den aktuellen 5G-Mobilfunkstandard. Gerade in diesem Bereich, der mit der Vernetzung von elektrischen Geräten (Internet of Things, IoT) die Grundlage für zukünftige Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren, Smart Energy und Industry 4.0 legt, haben standardessentielle Patente (SEP) eine immense wirtschaftliche Bedeutung.

Audiovisuelle Technik: -7,1 Prozent
Dazu gehören Erfindungen aus den Gebieten der virtuellen Realität (Virtual Reality) und der erweiterten Realität (Augmented Reality). Gerade in diesen Gebieten liegen große Zukunftschancen für die Industrie: Produkte, Maschinen bis hin zu Industrieanlagen lassen sich als digitale Zwillinge modellieren und können so virtuell visualisiert werden.

Halbleiter: -9,2 Prozent
Halbleiterbauelemente machen die Verarbeitung und Speicherung von Daten und damit die fortschreitende Digitalisierung überhaupt erst möglich.

Datenverarbeitung im Unternehmen: -9,9 Prozent
Hier sind zum Beispiel Verfahren für Dienstleistungen wie Reservierungen und Veranstaltungsbuchungen, zur Steuerung von Arbeitsabläufen, zur Unternehmens- oder Organisationsplanung oder für die Material- oder Warenwirtschaft enthalten.

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