Amazon zieht deutschen Online-Händlern davon

Die Strategie von Amazon, mit eigenen Logistikzentren das Einkaufen im Netz so bequem wie möglich zu machen, zahlt sich aus. Die Amerikaner enteilen der Konkurrenz in Deutschland.

Der Online-Händler Amazon deklassiert die deutschen Konkurrenten. Der E-Commerce-Umsatz der Amerikaner auf seiner Site Amazon.de in Deutschland kletterte im vergangenen Jahr auf (netto) 6,48 Milliarden Euro, hat das Institut für Handelsforschung in Köln für FOCUS errechnet. (Der Amazon-Marketplace ist in den Werten nicht enthalten). Der Amazon-Anteil am E-Commerce in Deutschland ist seit 2009 von 12 auf 17 Prozent gestiegen. Parallel ist der Vorsprung vor dem zweitgrößten Anbieter Otto.de in den vergangenen vier Jahren von 340 Millionen auf 4,2 Milliarden Euro gewachsen. Der Modehändler Zalando wächst schnell, kann aber wegen seiner Begrenzung auf Kleidung und Schuhe nicht mit Amazon mithalten. Die Diskussion um die Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren haben die Geschäfte von Amazon und Zalando offenbar nicht beeinträchtigt.

Zalando-Umsatz wächst seit 2010 um 500 Prozent

Zalando plant noch in diesem Jahr seinen Börsengang, wobei das weiterhin starke Wachstum sicher hilft. Seit 2010 ist der Zalando-Umsatz nach IFH-Berechnungen um mehr als 500 Prozent in Deutschland gestiegen. Amazon hat seinen Umsatz – auf deutlich höherem Niveau – fast verdoppelt in dieser Zeit. Parallel wird versucht, die Kosten zu drücken, um in die Gewinnzone zu rutschen. Die Schritte sind bekannt: Einsparen im operativen Geschäft, Reduktion der Werbung und Verlagerung der Kosten ins Ausland. Der gesamte E-Commerce in Deutschland hat seit 2010 um 58 Prozent zugelegt und betrug im vergangenen Jahr 37,5 Milliarden Euro (B2C, ohne Dienstleistungen).

Amazon steht nicht nur in Deutschland in der Kritik. Der Vorstandschef Jeff Bezos wurde vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) gerade zum „schlechtesten Chef der Welt“ gewählt. „Das Modell dieses Unternehmens basiert darauf, dass seine Mitarbeiter, ganz gleich ob Festangestellte, Teilzeitkräfte oder Zeitarbeitskräfte, wie entmenschlichte Roboter behandelt werden“, begründete Philip Jennings, der Generalsekretär der UNI Global Union, die Wahl.  Bezos werde als großer Innovator betrachtet, aber Amazon verdankt seinen Erfolg einer Zukunftsvision, in der Beschäftigte wie Fabrikarbeiter aus dem 19. Jahrhundert behandelt werden. „Wer weiß, wie viele der 15.000 Beschäftigten von Amazon Deutschland für ihn gestimmt haben“, sagte Jennings.

Roboter übernehmen die Jobs der Lagerarbeiter

In einigen Jahren wird sich diese Diskussion erledigt haben, denn dann werden Roboter die Arbeiter in den Logistikzentren ersetzen. Das Unternehmen hat dafür den Roboterhersteller Kiva Systems für 775 Millionen Dollar gekauft. Wie ein Logistikzentrum schon heute fast ohne Menschen funktioniert, zeigt das Wired-Video. Nur für das Packen der Pakete und den Transport zum Kunden werden noch Menschen benötigt. Aber auch diese Tätigkeiten werden künftig von Maschinen erledigt. Wie weit die Automatisierung gehen kann, zeigt übrigens das Buch „The Second Machine Age“ sehr gut. Danach könnten 45 Prozent aller Jobs in den Jahren durch Maschinen ersetzt werden. Allerdings nicht nur einfache Tätigkeiten. Maschinen ersetzen nicht nur Muskelkraft, sondern auch immer mehr geistige Tätigkeiten. Daher wird auch die Mittelschicht betroffen sein.

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