Nachrichtenquellen: Social Media nur für Tratsch & Klatsch

Ihre Nachrichten bekommen die Internet-Nutzer mehrheitlich aus den klassischen Medien. Aber der Online-Anteil liegt nur noch knapp unter 50 Prozent.

Zuerst die gute Nachricht für die klassischen Medien: Wenn die etwa 50 Millionen deutschen Internet-Nutzer Nachrichten lesen, schauen oder hören wollen, greifen sie in der Mehrheit noch zuerst zu Fernsehen, Zeitungen und Radio. In allen Nachrichtenkategorien haben die klassischen Medien noch mehr als 50 Prozent Anteil, hat eine Repräsentativbefragung von Harris Interactive unter 1100 Internet-Nutzern in Deutschland ergeben. Jetzt die schlechte Nachricht: nicht mehr lange. Denn in allen Nachrichtenkategorien sind die Online-Medien für 33 bis 49 Prozent der befragten Onliner inzwischen schon die erste Wahl. Besonders hoch ist der Anteil bei den Finanznachrichten (49 Prozent) und bei Klatschgeschichten (49 Prozent). Dann folgen Unterhaltung (44 Prozent), Sportnachrichten (43 Prozent), internationale Nachrichten (42 Prozent) und nationale Nachrichten (34 Prozent).

Social Media für harte Nachrichten kaum relevant

Die eigentliche Überraschung ist aber der geringe Anteil sozialer Medien, die nur für Tratsch & Klatsch eine hohe Bedeutung als erste Informationsquelle haben.  Jeder Zehnte informiert sich auf Facebook oder Twitter über diese Themen zuerst, was auf den Erfolg von Seiten wie Buzzfeed zurückzuführen ist, die vor allem auf soziale Medien als Verbreitungsweg für ihre Geschichten setzen. In den anderen, harten Nachrichtenkategorien sind Facebook oder Twitter nur für 2 bis 3 Prozent der Onliner die erste Anlaufstelle. Wer sich im Netz informiert, greift an erster Stelle überwiegend auf klassische Newssites wie Bild.de, Spiegel Online oder FOCUS Online zurück.

Der Medienwandel wird vor allem von den jungen Menschen vorangetrieben. Ein genauer Blick in die Ergebnisse der Allensbacher Computer- und Technikanalyse (Acta) zeigt, wie sich der Medienwandel in den vergangenen Jahren noch einmal beschleunigt hat. Besonders betroffen sind die Tageszeitungen, deren Bedeutung als wichtiges Nachrichtenmedium der Deutschen seit 2009 schneller sinkt als in den Jahren zuvor. Vor allem die jungen Akademiker zwischen 20 und 39 Jahren kehren der Zeitung immer schneller den Rücken zu, zeigen die Acta-Zahlen. Betrug der durchschnittliche jährliche Rückgang zwischen 2005 und 2009 nur 4,6 Prozent, stieg dieser Wert zwischen 2009 und 2013 auf 7,6 Prozent.

Im Umkehrschluss stimmen immer mehr Menschen der Aussage zu, für ihre tägliche Information keine Tageszeitung mehr zu benötigen, weil die elektronischen Medien (Internet und Fernsehen) genügen. Auch bei dieser Frage zeigt sich das größte Wachstum in der Gruppe der jungen Akademiker mit durchschnittlich 11,8 Prozent im Jahr. Die größte Zustimmung zur Aussage gab es in der Gruppe der 20 bis 29-Jährigen, die zudem jährlich 9,3 Prozent steigt.

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Während das Internet in der Gruppe der jungen Akademiker besonders deutlich an Bedeutung als Nachrichtenquelle gewinnt, gehen die Werte aller anderen Medien (Fernsehen, Zeitung und Radio) mehr oder weniger schnell zurück. Fernsehen und Radio können sich allerdings deutlich besser behaupten als die Zeitung als reines Nachrichtenmedium.

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Das Internet gewinnt in allen Bevölkerungsschichten an Bedeutung als Nachrichtenmedium, besonders schnell aber bei jungen Menschen, bei denen sich der Medienwandel erwartungsgemäß schneller vollzieht als bei den älteren Menschen in Deutschland.

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Wie immer bei solchen Vergleichen bedeutet der Wechsel des Trägermediums von Papier zum Netz natürlich nicht unbedingt die Abkehr von einer Medienmarke. Viele Marken haben ihre Gesamtreichweiten trotz fallender Printauflagen in den vergangenen Jahren erhöht. Entscheidend ist aber der damit verbundene Effekt auf die Werbeeinnahmen: Beim Wandel von Print zu Online gehen die Werbeeinnahmen etwa um den Faktor 7 zurück. Beim nächsten Schritt von Online zu Mobile sinken die Einnahmen im Moment noch einmal um dem Faktor 7, so dass am Ende nur etwa 2 Prozent der Printeinnahmen übrig bleiben. (Sollte mobile Werbung höhere Erlöse bringen, können es natürlich noch etwas mehr als 2 Prozent werden.)

Wie sich dieser Wandel auswirkt, lässt sich an der Entwicklung der Werbeeinnahmen ablesen. Seit 2011 erzielen die Online-Unternehmen höhere Werbeeinnahmen als die Zeitungen in Deutschland. Seitdem geht die Schere jährlich weiter auf.
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