Facebook baut Dominanz in Deutschland aus

Facebook hat seit dem Kauf von WhatsApp keine Konkurrenz in Deutschland. Bis auf Youtube fallen alle anderen Anbieter zurück. Normal ist das nicht.

Facebook als der Ort, wo sich alle aufhalten, sei eine Anomalie. Fragmentierung auf mehrere Aufenthaltsorte im Netz dagegen eine natürliche Entwicklung, sagt Danah Boyd. Sie ist die Institution in der Forschung über den Umgang der Teenager mit Technik. Für sie ist der Aufstieg neuer Netzwerke wie Instagram oder Snapchat daher wenig verwunderlich. Allerdings sei Facebook als Infrastruktur im Moment unersetzlich. „Facebook ist nicht der Ort für die Leidenschaft. Aber Facebook ist wirklich wertvoll, wenn man jemanden erreichen will oder die Handynummer nicht hat. Der Social Graph ist weiterhin extrem wertvoll – und hat das Potenzial, das noch lange zu sein“, sagte Boyd und liefert damit die Begründung, warum neue Netzwerke wachsen, ohne dass Facebook schrumpft. Allerdings verteilt sich die Aufmerksamkeit stärker.

Deutschland wäre nach ihrer Definition weiterhin eine Anomalie, denn Facebook hat seine Ausnahmestellung auf dem deutschen Markt in den vergangenen 12 Monaten ausgebaut. Mark Zuckerbergs Netzwerk hat nicht nur die meisten Nutzer, sondern zeigt auch eine steigende Nutzungsintensität. 37 Prozent der Account-Besitzer haben Facebook in den vergangenen 12 Monaten stärker genutzt, während 13 Prozent seltener aktiv waren. Offenbar verbringen vor allem die älteren Neuzugänge viel Zeit in dem Netzwerk. Daneben weist nur Youtube noch einen solchen Überschuss aus, gewinnt also an Bedeutung. Alle anderen Netzwerke, darunter auch Hoffnungsträger wie Instagram, Pinterest oder Twitter, weisen dagegen eine nachlassende Nutzungsintensität auf, zeigt der Report Social Life von Harris Interactive, für den 1100 Internetnutzer in Deutschland befragt wurden.

Die Dominanz von Facebook wird im folgenden Chart verdeutlicht. Danach nutzten 69 Prozent der Befragten das Netzwerk, was einen riesigen Vorsprung vor den Google-Angeboten Youtube und Google+ bedeutet. Die anderen amerikanischen Anbieter Twitter, Instagram, Pinterest und Tumblr sind weit abgeschlagen.

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Und wenn Facebook einen Markt wie das mobile Messaging und damit die Aufmerksamkeit vieler junger Menschen mal verliert – wie an WhatsApp in Deutschland? Dann helfen 19 Milliarden Dollar für die Übernahme des Marktführers schon weiter. Die Nutzungsdaten stammen aus dem Oktober und November 2013, sind also vor der Übernahme von WhatsApp entstanden. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass es nach dem Deal zu einer nennenswerten Abwanderung zu Konkurrenten wie Threema oder Telegram gekommen ist.

Interessant ist auch die Aktivitätsrate der Netzwerke. 71 Prozent der Befragten, die Facebook kennen, nutzen es auch. Nur 13 Prozent, die sich angemeldet haben, sind momentan nicht aktiv oder haben sich wieder abgemeldet. Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich für Pinterest und Instagram: Etwa ein Zehntel der Menschen, die diese Netzwerke kennen, wollen sich noch anmelden. Den Massenmarkt werden diese Netzwerke aber wohl nicht erreichen, denn die Mehrheit hat keine Lust, dort mitzumachen. Das gilt auch für Twitter.

 

Snapchat ist der große Gewinner in den USA

US-Dienste, die in ihrem Heimatland großen Erfolg haben, müssen also in Deutschland noch lange nicht ähnlich populär sein. Nach einer aktuellen Umfrage von Edison Research ist Snapchat der große Aufsteiger in den USA. Die Nutzungsquote in der Gesamtbevölkerung stieg in einem Jahr von 3 auf 13 Prozent. Twitter kam auf 16 Prozent, Instagram auf 19 Prozent.

In der Gruppe der 12- bis 24-Jährigen wird Snapchat schon von 43 Prozent genutzt, während Instagram von mehr als der Hälfte dieser Altersgruppe eingesetzt wird. Twitter kam auf einen Wert von 36 Prozent.

Vor allem junge Menschen nutzen also häufiger spezialisierte Dienste neben Facebook, so dass sich die Aufmerksamkeit stärker auf mehrere Plattformen verteilt. Dennoch bleiben auch in den USA die Werte des Marktführers hoch: 58 Prozent in der Gesamtbevölkerung und 80 Prozent in der Gruppe zwischen 12 und 24.

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