Apple Vision Pro: Eine Plattform für das Computing im Raum

Apple ist mit der Vision Pro ein hohes Risiko eingegangen: Ein Gerät für Anwendungszwecke, die bisher niemand nutzt. Aber wer, wenn nicht Apple, kann sich ein solches Investment leisten?

Nach mehr als zehn Jahren inkrementellen Fortschritts hat Apple mit der Vision Pro eine vollkommen neue Hardwarekategorie entwickelt. Für Anwendungen, die bisher niemand nutzt. Für das reale Leben in der Brille, für Filme, Fotos, Arbeit und Kommunikation, künftig immer stärker angereichert mit dreidimensionaler Optik. Apple ist hier – anders als beim iPhone – ein echter Pionier und kein Nachahmer, der es als Erster richtig macht. Zwar besitzen andere Brillen ähnliche Funktionen, aber die nutzt niemand, weil die Optik schlecht und die Bedienung schwierig ist. Beides hat das Unternehmen technisch brilliant gelöst und damit die Computertechnik einen großen Schritt vorangebracht.

Oben drauf setzt Apple Bewährtes: Neben den Kernapplikationen, die Apple als Plattformbetreiber in eigener Hand behalten wird, steuern die externen Entwickler die Innovationen im Long Tail bei, die das Produkt für viel mehr Anwender erst interessant machen. Das wird zwei bis drei Jahre dauern, aber das war schon beim iPhone der wesentliche Erfolgsfaktor. Das erste iPhone war 2007 nämlich ein Rohrkrepierer, weil es noch keine externen Apps gab und zudem technisch noch nicht ausgereift war (kein 3G – die Älteren hier erinnern sich). Das änderte sich mit der zweiten Version im Jahr 2008 – und der Rest ist Geschichte. Zwei oder drei Jahre brauchen übrigens die meisten Apple-Produkte, bevor sie richtig durchstarten und die Märkte dominieren.

Trotzdem: Apple geht mit der Brille ein immenses Risiko ein, das sich kaum ein Unternehmen getraut hätte. Acht Jahre Entwicklungszeit, 5000 Patente und wahrscheinlich Milliarden an Entwicklungskosten stemmen nicht wenige Unternehmen. Das macht Lust auf das nächste Apple-Produkt, an dem das Unternehmen schon ein Jahrzehnt herumschraubt. Das ist ungleich größer, teurer und komplexer. Aber wer will nicht ein Auto von Apple sehen?