Teslas Masterplan, Teil 2: LKW, Busse, Car-Sharing, Solarenergie und eine Wundertüte

Im zweiten Teil seines Masterplans klingt Elon Musk weniger spektakulär, sondern setzt den ersten Teil konsequent fort. Die spannendste Ankündigung betrifft aber kein Auto, sondern seine Fabriken.

Wer ein Gefühl für das Vorgehen amerikanischer CEOs entwickeln will, sollte sich Elon Musk und Tesla anschauen. 2006, also vor zehn Jahren, hat Musk in seinem ersten Masterplan für Tesla versprochen:

  1. Einen Sportwagen in geringen Stückzahlen zu bauen, der allerdings teuer sein wird. Daraus wurde der Tesla Roadster.
  2. Mit diesem Geld ein Auto in mittleren Stückzahlen zu einem geringeren Preis zu produzieren. Das Ergebnis ist der Tesla S, der noch um den Tesla X erweitert wurde.
  3. Mit diesem Geld ein günstiges Auto für hohe Stückzahlen entwickeln. Daraus wird der Tesla 3.

Der Tesla 3 ist zwar noch nicht auf der Straße, aber offenbar war es Zeit für Musk, den zweiten Teil seines Masterplans zu veröffentlichen. Die Fortsetzung klingt zwar weniger spektakulär, besteht aber aus den logischen nächsten Schritten:

  1. Busse, Lastwagen, Pick-Ups: Tesla will nun auch Nutzfahrzeuge herstellen, die noch in einem frühen Stadium stecken, aber schon 2018 fertig sein sollen. „Wir glauben, dass der Tesla Sattelzug die Kosten im Gütertransport substanziell senkt und die Sicherheit erhöht“, schreibt Musk. Da die Busse und Lastwagen autonom fahren sollen (und Fahrer als Kostenfaktoren wegfallen), sei eher mit kleineren, flexibel einsetzbaren Fahrzeugen zu rechnen. Nun klingen autonom fahrende Lastwagen und Busse nicht besonders spektakulär, da Konkurrenten wie Daimler ähnliche Projekte schon vorgestellt haben. Dennoch ist der Kostenaspekt spannend: Autonome Lastwagen könnten die Kosten des Gütertransports senken, was die ohnehin stets klamme Gütersparte der Deutschen Bahn ziemlich schnell aufs Abstellgleis dirigieren könnte.
  2. Das autonome Fahren soll in den kommenden 5,5 Jahren um den Faktor 10 sicherer werden als menschliche Fahrer. Klingt möglich, denn autonome Autos sind „lernende Maschinen“: Mit jedem gefahrenen Kilometer wird die Software besser; mit jedem verkauften Tesla erhöht sich die Kilometerleistung.
  3. Car-Sharing ergibt in Verbindung mit autonomen Fahren erst richtig Sinn: Tesla-Fahrer könnten ihre Autos, wenn sie nicht benötigt werden, einfach als Taxis arbeiten lassen. Mit diesem „Nebenerwerb“ könne sich Jedermann einen Tesla 3 leisten; der Bau eines günstigeren Autos sei daher nicht notwendig, verkündete Musk. Der Car-Sharing-Ansatz als Verkaufsbeschleuniger für den Tesla 3 (weniger für Tesla S oder X, da deren Käufer auf die Einnahmen aus dem Taxi-Business wahrscheinlich verzichten können) macht Tesla zu einem Konkurrenten für Daimler (Car2Go) oder BMW (DriveNow). Elegant wäre auch eine Partnerschaft mit der Taxi-App Uber, die als Plattform auf Autos anderer Leute angewiesen hat. Autonom fahrende Autos könnten Ubers Geschäftsmodell gefährlich werden.
    Kosten der Mobilität
  4. Solar-Dächer mit integrierter Batterie sollen weltweit verfügar sein, womit Musk abermals Werbung für die angekündigte, aber umstrittene Übernahme von Solarcity macht. Die Solar-Dächer sollen den Strom erzeugen, der für die Auto-Akkus benötigt wird, um Mobilität nachhaltig zu gewährleisten.
  5. Und als vielleicht wichtigste Ankündigung: Musk möchte die Effizienz seiner Autofabriken um den Faktor 5 bis 10 bis zum Jahr 2022 erhöhen. „Die Fabrik als Produkt“, schreibt er den Ansatz einer permanenten Verbesserung. Schon heute arbeiten die Tesla-Fabriken hochautomatisiert; eine Steigerung um den Faktor 5 bis 10 erscheint schwer vorstellbar. Sollte er das tatsächlich schaffen, würden seine Margen aus dem Negativbereich sehr schnell herauskommen und ihm eine Position bringen, wie sie Google oder Facebook zur Zeit inne haben: Mit dem Kerngeschäft so profitabel zu sein, dass unliebsame Konkurrenten einfach weggekauft und zudem noch teure Wetten auf Zukunftsmärkte wie den Hyperloop eingehen zu können. Damit greift Tesla seine Konkurrenten erstmals nicht mehr nur über ein Produkt, sondern auch über die Effizienz in der Produktion an.

Der zweite Teil des Masterplans ist also kaum weniger ambitioniert als der erste Teil. Musk muss jetzt liefern – aber das hat er beim ersten Teil auch weitgehend geschafft. Für Teslas Konkurrenten dürften zwar nicht viele Überraschungen dabei gewesen sein. Immerhin können sie nun nicht mehr behaupten, sie hätten nicht gewusst, was auf sie zukommt.