WhatsApp will die E-Mail ersetzen
Mit dem Messenger sollen künftig verschiedene Datenformate verschickt werden, auch für Mitarbeiter in Unternehmen. Zudem soll der Web-Client erweitert werden, kündigte WhatsApp-Chef Jan Koum im FOCUS-Interview an. Das Ergebnis: WhatsApp will sich als sichere Alternative zur E-Mail etablieren. Zudem soll bald die Arbeit an den Chatbots für Unternehmen beginnen.
WhatsApp-Chef Jan Koum baut seinen Messenger zu einem Ersatz für die E-Mail aus. „Nutzer können heute schon PDF-Dateien per WhatsApp verschicken. Künftig werden wir weitere Dateiformate hinzufügen, auch für Mitarbeiter in Unternehmen, die Geschäftsdateien austauschen wollen“, sagte Koum im FOCUS-Interview. Zusammen mit der gerade eingeführten automatischen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung könnte WhatsApp damit eine sichere Alternative zur E-Mail werden, bei der Verschlüsselung zwar technisch kein Problem, aber in der Praxis den meisten Nutzern zu umständlich ist.
Ausbau des Web-Clients
„Ich versende PDFs schon meist per WhatsApp. Das ist einfacher und sicherer als eine E-Mail-Adresse zu suchen und zu hoffen, dass die Nachricht nicht im Spam-Ordner landet“, sagte Koum. Mit der neuen Funktion soll auch die Web-Anwendung erweitert werden, mit der sich WhatsApp auf normalen Computern nutzen lässt. Das ist nötig, damit WhatsApp in Unternehmen stärker genutzt wird.
WhatsApp als beliebtester Messenger mit mehr als einer Milliarde Nutzern könnte damit nicht nur ein Konkurrent zu E-Mail-Diensten wie Microsoft Outlook, Gmail, Web.de oder GMX, sondern auch zu modernen Kommunikationsinstrumenten wie Slack werden.
Die Chatbots kommen
Die Kommunikationsmöglichkeiten für Unternehmen, die der WhatsApp-Chef auf der Burda-Digitalkonferenz DLD im Januar angekündigt habe, seien noch nicht weiterentwickelt worden. Aber nach Abschluss der Entwicklerarbeiten an der Verschlüsselung solle damit begonnen werden. Unterdessen kündigt Facebook auf seiner Entwicklerkonferenz F8 offenbar die Möglichkeit an, Chatbots anzuschließen. Damit können Unternehmen automatisch mit Kunden im Facebook-Messenger kommunizieren und damit Call-Center ersetzen. Noch sind die meisten Unternehmen aber technisch nicht in der Lage, diese Chatbots zu programmieren.
Keine Reaktion auf Snapchat geplant
Ein Abflachen der Wachstumskurve seiner Nutzerzahlen aufgrund der enorm steigenden Popularität von Snapchat gebe es nicht. „Unser Wachstum ist unverändert hoch, völlig unabhängig von Snapchat“, sagte Koum. Snapchat ist vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt und hat jüngst neue Chat-Funktionen und Telefonie eingeführt, die einen klassischen Messenger ersetzen könnten. Darauf werde WhatsApp aber nicht hektisch reagieren. „Wir werden unsere App nicht mit Funktionen überladen“, sagte Koum. Auf Snapchat werden Fotos und Videos verschickt, die sich nach wenigen Sekunden löschen oder nur einmal angeschaut werden können. (Weil Eltern die App nicht verstehen, ist sie bei Jugendlichen gerade extrem angesagt. Einen schönen Erklärtext zum Snapchat-Hype gibt es bei Ubermedien)
Allerdings denke WhatsApp darüber nach, die Beschränkung für die Broadcast-Funktion auf 256 Nutzer auf- oder anzuheben. Eine Entscheidung über die vor allem bei Medien beliebte Funktion sei aber noch nicht gefallen. WhatsApp sei ja eigentlich kein Broadcast-Tool, sagte Koum. Verzichten werde WhatsApp auch auch Anwendungen für Virtual-Reality-Brillen oder das iPad. „Wir bauen unsere Funktionen nur für Geräte, die Menschen mit sich herumtragen. Virtual-Reality-Brillen gehören nicht dazu, ebenso wie iPads. Viele Menschen fragen uns danach, aber wir machen das nicht. Niemand nimmt sein iPad mit, wenn er ins Kino oder zum Essen geht“.
Foto: Wolf Heider-Sawall