„Ohne Digitalisierung geht gar nichts. Sie ist das Fundament von Deutschlands Zukunft“
„Ohne Digitalisierung geht gar nichts, weder die Energiewende noch nachhaltige Mobilität, Gesundheit und Bildung. Digitalisierung ist nicht einfach eine weitere Säule, auf denen der Wirtschaftsstandort Deutschland seine Zukunft bauen muss, sondern das Fundament. Wenn wir hier nicht Spitze werden, schaffen wir es nirgends. Das ist vielfach noch nicht erkannt“
Michael Kaschke hat – als neuer Präsident des Stifterverbands – ein bemerkenswertes Interview gegeben. Der ehemalige Zeiss-Chef und Aufsichtsrat mehrerer Tech-Konzerne ist als Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Leiter des Aufsichtsrats des Karlsruher Instituts für Technologie so nah an der Wissenschaft wie kaum ein anderer Top-Manager. Was er zu sagen hat, sollte jeder Digitalstratege beachten.
Zum Beispiel diesen Satz hier: „Ohne Digitalisierung geht gar nichts, weder die Energiewende noch nachhaltige Mobilität, Gesundheit und Bildung. Digitalisierung ist nicht einfach eine weitere Säule, auf denen der Wirtschaftsstandort Deutschland seine Zukunft bauen muss, sondern das Fundament. Wenn wir hier nicht Spitze werden, schaffen wir es nirgends. Das ist vielfach noch nicht erkannt“, sagt Kaschke mit Blick auf die Digitalpolitik, die in der neuen Regierung wieder zur Nebensächlichkeit degradiert wurde. Substanzielle Fortschritte in der Digitalisierung seien auch unter dem neuen Minister Wissing nicht in Sicht.
Mehr Digitalisierung fordert er auch von Wirtschaftsminister Habeck: „Bei der Energiewende diskutieren wir intensiv Erzeugung, Bezug und Transport, aber kaum, wie man Angebot, Transport und Verbrauch intelligent steuert und vernetzt. Hier fehlt der systemische Ansatz. Warum reden wir beispielsweise erst jetzt über flexible Stromtarife für Verbraucher?“ Vielleicht weil wir es in Deutschland nicht geschafft haben, Smart Meter einzuführen? Deutschland könne in eine „neue Innovationsdelle“ rutschen , wenn die Regierung Innovationen nicht intelligenter fördert.
Der Verlust an digitaler Souveränität an Asien ist für Kaschke keine Überraschung. „Das war absehbar; man musste nur die Fünfjahrespläne der chinesischen Führung lesen. Wenn China etwas plant, ziehen es das auch durch. So hat China im Maschinenbau stark aufgeholt und sich in der Elektromobilität mit an die Spitze gesetzt. In der Medizintechnik und in der Pharmazie sind sie noch nicht top, aber sie arbeiten massiv daran. In der strategisch wichtigen Halbleitertechnik wollen sie bis 2030 autark werden. Wir müssen daher schnell entscheiden, auf welche Hightech-Felder wir setzen“. Deutschland sei einmal führend in der Forschung bei Halbleitern, Solartechnik und Batterietechnologie gewesen. Das ist fast alles nach Asien abgewandert. Deutschland und Europa haben es nicht geschafft, Märkte dafür aufzubauen und zu schützen.
Eine Abschottung von China wäre jedoch nicht klug. „Wir müssen aber Kooperation neu definieren, wirtschaftlich und vor allem wissenschaftlich-technologisch. Die gute, alte Zeit von „Open Science“ ist in großen Teilen vorbei. Wenn wir nicht mehr führend sind, sind wir als Partner nicht mehr interessant. China wird uns in der Künstlichen Intelligenz (KI), bei der sie mit den USA definitiv an der Spitze stehen, nicht mehr die Tür öffnen, um mit uns über neue Lösungen etwa in der Medizintechnik oder in der Gesundheitswirtschaft zu reden“. Das ganze Interview im ⇢ Handelsblatt.