ChatGPT und die Jobs: „Die Hälfte unterliegt einem hohen Risiko“

Jobs in der Verwaltung, in juristischen Berufen und der Finanzbranche haben das höchste Exposure, von ChatGPT verändert – oder ersetzt zu werden.

Die Frage, wie stark ChatGPT und andere Sprachmodelle künftig Jobs ersetzen oder verändern, beschäftigt gerade die halbe Welt – und nicht ganz zu Unrecht, denn die Hälfte der Jobs wird in Gefahr sein, sagt Arbeitsmarktforscher Carl Benedikt Frey im FAZ-Interview. Betroffen sind überwiegend die White-Collar-Jobs, also die Menschen in den Büros, die mit Hilfe der KI produktiver werden, weil viele zeitraubende Tätigkeiten wie Texte zusammenfassen, Protokolle schreiben oder Software programmieren künftig zumindest teilweise von der Maschine erledigt werden.

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Die meisten „betroffenen“ Berufe werden allerdings nicht komplett ersetzt, verändern sich aber. Wer die KI für sich nutzt, wird in der Regel produktiver – 35 Prozent Zuwachs hat eine MIT-Studie ergeben. „Die Arbeit von Anwälten werden wir nicht vollständig automatisieren. Aber für die Ãœberprüfung von Dokumenten werden sie in Zukunft kein Geld mehr verlangen können, weil die KI das übernimmt“, erwartet Frey. Ähnlich argumentiert eine aktuelle Goldman-Sachs-Studie, die 44 Prozent der Tätigkeiten in Jura-Jobs als automatisierbar erachtet. Ein ähnlich hohes Exposure weisen nur die Assistenztätigkeiten in Büros auf, weil ChatGPT, per Plug-In in Verbindung mit anderen Services, künftig sehr gut Reisen buchen oder Termine koordinieren kann.

▷ FAZ

▷ Goldman Sachs

Aus volkswirtschaftlicher Perspektive könnten die Sprachmodelle zu einem signifikanten Produktivitätsschub führen. „Wir schätzen, dass generative KI das jährliche Wachstum der Arbeitsproduktivität in den USA über 10 Jahre hinweg um knapp 1½ Prozentpunkte erhöhen könnte, wenn sie breit eingesetzt wird“, erwartet Goldman Sachs. Und das führt – wie in der Vergangenheit immer zu beobachten war – an anderer Stelle wieder zu mehr Beschäftigung, so dass technischer Fortschritt eigentlich nie zu höherer Arbeitslosigkeit geführt hat.

Trotzdem erwartet Frey wachsenden Widerstand gegen die Technik: „Es wird noch viel mehr Widerstand gegen die Automatisierung geben, und er wird mehr Erfolg haben. Denn jetzt geht es um die Arbeit von Anwälten, Ärzten oder Journalisten, die mehr politischen Einfluss haben als die Arbeiter, die von früheren Automatisierungsphasen betroffen waren. Italiens Entscheidung, ChatGPT zu blockieren, ist vielleicht erst der Anfang“, sagte der Forscher.

▷ MIT Technology Review